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Aktualisiert am 27. Januar 2023 von Ömer Bekar

Das Ende der Schulzeit rückt in greifbare Nähe und bald haben Sie Ihr Abi in der Tasche. Nun überlegen Sie, wie es danach weitergehen soll. Soll es eine Ausbildung werden? Oder vielleicht doch besser ein Studium?
Warum verbinden Sie nicht einfach beides miteinander? Sie müssen sich nämlich gar nicht unbedingt zwischen einer Ausbildung und einem Studium entscheiden. Denn es gibt noch eine dritte Möglichkeit: das duale Studium.
Das duale Studium wird hierzulande immer beliebter. Laut Bundesinstitut für Berufsbildung standen im Jahr 2016 über 1.500 verschiedene duale Studiengänge zur Auswahl. Bundesweit bieten gut 47.000 Unternehmen in Zusammenarbeit mit Hochschulen und Berufsakademien Ausbildungsplätze an. Jedes Jahr gibt es rund 100.000 Dual-Studenten. Die Zahlen haben sich in den vergangenen Jahren somit mehr als verdoppelt. Aber: Was ist ein duales Studium eigentlich genau? Wie ist sein Ablauf? Welche Vorteile bietet es? Und wie funktioniert die Bewerbung? All das erfahren Sie jetzt!
►Musterbeispiel für Ihr Bewerbungsschreiben
Wie versprochen, zeigen wir Ihnen jetzt noch ein Muster-Anschreiben.
Sehr geehrte/r Frau/Herr __x,
Reisen, das Erkunden fremder Orte und die Begegnung mit anderen Kulturen faszinieren mich seit jeher. Als Kind bin ich jedes Jahr mit meinen Eltern in Urlaub gefahren und auch jetzt versuche ich, so oft wie möglich zu verreisen. Gerade bei kurzen Wochenend-Trips macht es mir großen Spaß, den Aufenthalt so zu planen, dass ich möglichst viel von der Stadt sehe.
In der 11. Klasse hatte ich die Gelegenheit, an einem Schüleraustausch in Frankreich teilzunehmen. Der Besuch der Partnerschule und das Zusammenleben mit meiner Gastfamilie haben mir dabei geholfen, meine Französisch-Kenntnisse zu verbessern und meine interkulturellen Kompetenzen zu vertiefen.
Im vergangenen Jahr habe ich ein zweiwöchiges Schülerpraktikum im Reisebüro ___ absolviert. Dabei konnte ich mir erste Eindrücke von der Zusammenarbeit mit Kunden und Reiseveranstaltern verschaffen. Ich habe Angebote für Kunden zusammengestellt und Abfragen bei Reiseveranstaltern gemacht. Die Erfahrungen, die ich während des Praktikums sammeln konnte, haben mich in einem Wunsch, in der Tourismusbranche zu arbeiten, bestätigt.
Derzeit besuche ich die 12. Klasse des Gymnasiums ___, nächstes Jahr mache ich mein Abitur. Anschließend möchte ich ein duales Studium anfangen, weil ich die Kombination aus praktischer Ausbildung und Hochschulstudium als großen Vorteil sehe. Ich bin davon überzeugt, dass ich mit Ihnen, einem der größten und erfolgreichsten Reiseveranstalter hierzulande, den perfekten Partner an meiner Seite hätte. Besonders reizvoll ist dabei auch die Möglichkeit, als Dual-Student Praktika im Ausland zu machen.
Ich freue mich sehr, wenn Sie mir die Gelegenheit geben, mein Interesse für Reisen und fremde Kulturen auf ein solides berufliches Fundament zu stellen.
Mit freundlichen Grüßen
Unterschrift
Was ist ein duales Studium?
Das duale Studium verbindet ein klassisches Studium an einer Hochschule oder Berufsakademie mit praktischen Ausbildungsphasen in einem Unternehmen. Anders als bei einem normalen Studiengang hat ein Dualstudium deshalb einen viel stärkeren Praxisbezug. Das Studium und die Berufspraxis sind sowohl inhaltlich als auch organisatorisch eng miteinander verbunden. Aus diesem Grund hat der Student zwei Lernorte, nämlich einerseits die Hochschule und andererseits das Unternehmen als Ausbildungsbetrieb. Insofern ist das duale Studium mit einer dualen Ausbildung vergleichbar. Nur lernt ein Azubi im Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule, während beim dualen Studium die Hochschule oder Berufsakademie die Berufsschule ersetzt.
Die Grundlage vom dualen Studium ist also, dass eine Hochschule und ein Unternehmen zusammenarbeiten. Als Dual-Student schließen Sie dabei einen Ausbildungsvertrag mit dem Unternehmen. Dadurch binden Sie sich an das Unternehmen, das zu Ihrem Ausbildungsbetrieb wird. Gleichzeitig bezahlt Ihnen das Unternehmen während des gesamten Studiums eine Ausbildungsvergütung.
Die praktischen Inhalte lernen Sie im Unternehmen. Ähnlich wie ein Azubi sind Sie vor Ort, arbeiten mit und wenden Ihr erlerntes Wissen direkt an. Für die Theorie ist die Hochschule oder Berufsakademie zuständig. Als Student besuchen Sie hier Vorlesungen, belegen Kurse und schreiben Klausuren.
Vier unterschiedliche Modelle
Das duale Studium gibt es in verschiedenen Formen. Konkret sind vier Modelle möglich:
1. Ausbildungsintegrierendes Studium
Entscheiden Sie sich für ein ausbildungsintegrierendes Studium, sind Sie sowohl Azubi als auch Student. Und am Ende haben Sie zwei Abschlüsse. Nämlich zum einen Ihren Hochschulabschluss und zum anderen eine abgeschlossene Berufsausbildung, die Sie im Betrieb gemacht haben.
2. Praxisintegrierendes Studium
Dieses Modell bettet Praxisphasen in das Studium ein. Sie besuchen die Hochschule oder Berufsakademie und erwerben dort Ihren Hochschulabschluss. Parallel dazu arbeiten Sie im Unternehmen, und das entweder als Praktikant oder als Angestellter.
3. Berufsintegrierendes Studium
Das berufsintegrierende Studium richtet sich in erster Linie an Berufstätige. Es ist als berufliche Weiterbildung ausgelegt. Als Dual-Student verringern Sie dabei in Absprache mit Ihrem Arbeitgeber die Anzahl Ihrer Arbeitsstunden. Die zeitlichen Freiräume, die durch die verringerte Arbeitzeit entstehen, nutzen Sie für den Besuch der Hochschule.
4. Berufsbegleitendes duales Studium
Das vierte Modell ist ein duales Studium, das Sie neben dem Beruf machen. Sie arbeiten dabei ganz normal in Vollzeit weiter. Ihr Studium absolvieren Sie zusätzlich dazu entweder als Abendstudium oder als Fernstudium. Ihr Arbeitgeber ist aber in den Studienablauf eingebunden. Auf diese Weise kann er Sie unterstützen und sich darum kümmern, dass Sie zum Beispiel für Präsenzphasen an der Hochschule von der Arbeit freigestellt sind.
Wie ist der Ablauf von einem Dualstudium?
Wie bei jeder Ausbildung macht eine Bewerbung den Anfang. Auf die Bewerbung gehen wir gleich noch näher ein. Hatte Ihre Bewerbung Erfolg, schließen Sie einen Ausbildungsvertrag mit dem Unternehmen. Und Sie schreiben sich an der Hochschule oder Berufsakademie ein.
Je nach Studiengang wird die Ausbildung entweder im Wochen- oder im Blockmodell durchgeführt. Beim Wochenmodell wechseln sich die Praxistage in der Firma und die Lehrtage an der Hochschule innerhalb einer Woche ab. Oft Sie in bei dieser Variante an zwei Tagen in der Woche an der Hochschule und an drei Tagen im Betrieb. Beim Blockmodell sind die Lehr- und die Praxisphasen länger. Hier arbeiten Sie mehrere Wochen am Stück im Unternehmen und besuchen anschließend, ebenfalls für einen längeren Zeitraum, die Hochschule.
Nach etwas sieben Semestern wird es Zeit für die Prüfungen. Haben Sie bestanden, beenden Sie das Studium als Bachelor. Zusammen mit Ihrem Berufsabschluss können Sie dann Ihre berufliche Karriere als Fachkraft oder als Führungskraft starten. Möchten Sie weiterlernen, können Sie in Absprache mit Ihrem Arbeitgeber noch den Master dranhängen. Allerdings ist das derzeit (noch) nicht bei allen dualen Studiengängen möglich.
Was sind die Vorteile vom dualen Studium?
Als Dual-Student sind Sie von Anfang an in ein Unternehmen eingebunden. Ihr Wissen können Sie so direkt praktisch anwenden. Außerdem sind Sie, anders als ein klassischer Akademiker, kein reiner Theoretiker. Sondern Sie sammeln schon während des Studiums praktische Berufserfahrung. Das führt dazu, dass Sie gute Einstiegsmöglichkeiten und viele Aufstiegschancen haben. Außerdem ist das Einstiegsgehalt oft höher, eben weil Sie schon Berufspraxis mitbringen.
Die Jobaussichten sind ebenfalls gut. Meist wird Sie Ihr Ausbildungsbetrieb nämlich übernehmen. Immerhin kennen Sie den Betrieb bereits und sind mit den Abläufen vertraut. Das Unternehmen wiederum kann Sie gezielt als Fach- oder Führungskraft für die eigenen Reihen ausbilden. Dadurch können Sie direkt nach Ihrem Abschluss als vollwertiger Mitarbeiter loslegen.
Wie bewerbe ich mich für einen dualen Studienplatz?
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, wie Sie an einen dualen Studienplatz kommen: Entweder Sie bewerben sich bei einem Unternehmen. Nach der Zusage haben Sie Ihren Studienplatz an der Partnerhochschule dann so gut wie sicher. Oder Sie bewerben sich bei einer Hochschule und suchen sich danach einen Ausbildungsbetrieb.
Die Bewerbung beim Unternehmen
Möchten Sie ein Dual-Studium absolvieren, suchen Sie sich zuerst ein passendes Unternehmen. Welche Unternehmen eine Ausbildung in Ihrem Studiengang anbieten, erfahren Sie zum Beispiel über Studienplatzbörsen im Internet. Aber auch in normalen Jobbörsen, in Stellenanzeigen in der Zeitung und auf den Webseiten der Unternehmen werden freie Stellen ausgeschrieben.
Dann schreiben Sie eine ganz normale Bewerbung. Sie reichen also eine Bewerbungsmappe ein, die
- das Bewerbungsschreiben,
- Ihren Lebenslauf mit Foto,
- Ihr letztes Schulzeugnis in Kopie und
- weitere Nachweise für Ihre Qualifikationen wie Arbeitszeugnisse oder Zertifikate
enthält. Konnten Sie mit Ihrer Bewerbung überzeugen, werden Sie zu einem Auswahlverfahren eingeladen. Bei kleineren Firmen besteht das Auswahlverfahren manchmal nur aus einem Vorstellungsgespräch. Große Unternehmen führen zusätzlich zum Bewerbungsgespräch oft noch einen Test durch. Bei dem Test kann es sich um einen schriftlichen Einstellungstest oder ein Assessment Center handeln.
Hat alles geklappt, bekommen Sie Ihre Zusage und Ihren Ausbildungsvertrag. Inzwischen arbeiten die meisten Unternehmen mit Hochschulen oder Berufsakademien zusammen. Sobald Sie den Vertrag in der Tasche haben, können Sie sich deshalb an der Partnerhochschule einschreiben. Dieses Einschreiben nennt sich immatrikulieren. Das Zulassungsverfahren der Hochschule fällt dann für Sie weg.
Die Bewerbung bei der Hochschule
Sie können sich auch zuerst um Ihren dualen Studienplatz kümmern. In diesem Fall suchen Sie sich eine Hochschule aus und bewerben sich dort. Je nach Hochschule müssen Sie entweder eine klassische Bewerbung mit Anschreiben und Lebenslauf einreichen. Oder Sie müssen nur ein Formular ausfüllen. Dann legen Sie die Aufnahmeprüfung ab. Sie kann aus einem persönlichen Gespräch oder einem Assessment Center bestehen.
Haben Sie die Zusage für Ihren Studienplatz, geht es mit der Suche nach einem Unternehmen weiter. Auf der Internetseite Ihrer Hochschule finden Sie oft eine Liste mit den Partnerunternehmen, mit denen die Hochschule zusammenarbeitet. Die Hochschule wird Sie bei Ihrer Suche aber unterstützen. Und selbstverständlich können Sie auch selbst aktiv werden und sich bei Ihrem Wunschunternehmen bewerben. Das geht auch dann, wenn die Firma noch nicht mit der Hochschule zusammenarbeitet. Denn eine Kooperation kann jederzeit vereinbart werden.
Bewerbung duales Studium: Darauf kommt es an
Im Prinzip gelten bei einer Bewerbung für einen dualen Studienplatz die gleichen Regeln wie für jede andere Bewerbung auch. Sie müssen das Unternehmen also davon überzeugen, dass Sie der richtige Kandidat für die Stelle sind. Und dazu stellen Sie eine aussagekräftige und ansprechende Bewerbung zusammen.
Das Anschreiben
Das Bewerbungsanschreiben ist das Herzstück Ihrer Bewerbung. Auf einer DIN A4-Seite beschreiben Sie Ihr Interesse, Ihre Motivation und Ihre persönlichen Stärken. Sie liefern dem Personaler durch Ihr Anschreiben also gewissermaßen die Argumente, die dafür sprechen, Sie zum Auswahlverfahren einzuladen und später einzustellen.
Dabei beginnen Sie das Bewerbungsschreiben mit Ihrem Briefkopf, den Empfängerdaten, dem Datum und einer eindeutigen Betreffzeile. Danach folgt die persönliche Anrede des zuständigen Personalers.
Und dann wird es ernst: Sie erklären, warum Sie das duale Studium machen wollen und warum gerade dieses Unternehmen der perfekte Partner für Sie wäre. Daneben zeigen Sie auf, was Sie zu bieten haben und was Ihre Stärken sind. Dabei stimmen Sie Ihre Ausführungen auf die Stellenanzeige ab. Sie berichten also nicht wahllos über vorteilhafte Kenntnisse, Fähigkeiten und Eigenschaften. Sondern Sie behalten im Blick, was das Unternehmen von Bewerbern erwartet. Und Sie stellen nicht nur Behauptungen auf, sondern untermauern Ihre Ausführungen mit konkreten Beispielen. Zum Schluss erwähnen Sie Ihre Vorfreude auf eine positive Rückmeldung und beenden das Anschreiben mit der Grußformel und Ihrer handschriftlichen Unterschrift.
Wie so ein Anschreiben aussehen kann, zeigt Ihnen das Muster am Ende dieses Beitrags. Aber: Sie sollten niemals eine Vorlage 1:1 übernehmen. Und Sie sollten auch kein Standardschreiben aufsetzen, das Sie an alle Unternehmen verschicken. Wenn Sie mit Ihrer Bewerbung punkten wollen, müssen Sie für jede Firma ein individuelles Anschreiben erstellen, das auf die jeweilige Firma und die ausgeschriebene Stelle abgestimmt ist.
Der Lebenslauf
Im Lebenslauf schildern Sie Ihren bisherigen Werdegang. Neben den Angaben zur Person gehört vor allem Ihre schulische Bildung dazu. Außerdem beschreiben Sie in kurzen Stichworten, welche Praktika Sie gemacht haben. Neben- und Ferienjobs, Projekte oder besuchte Kurse dürfen ebenfalls nicht fehlen. Auch besondere Kenntnisse, persönliche Interessen, Hobbys und ehrenamtliche Engagements können Sie aufführen.
Ergänzt wird Ihr Lebenslauf durch Ihr Foto. Das Bewerbungsfoto platzieren Sie oben rechts neben den persönlichen Daten. Ihr Lebenslauf sollte nicht länger sein als 2 DIN A4-Seiten. Als Abiturient dürfte diese Längenvorgabe aber kein Problem sein.
Die weiteren Bewerbungsunterlagen
Während Sie Ihr Anschreiben lose auf die Bewerbungsmappe legen, heften Sie den Lebenslauf dort ein. Hinzu kommt die Kopie von Ihrem letzten Schulzeugnis. Haben Sie noch weitere Nachweise, zum Beispiel Zeugnisse von Praktika oder Jobs, Bescheinigungen von Kursen oder Zertifikate, fügen Sie Kopien davon ebenfalls hinzu. So können Sie sich nämlich Pluspunkte sichern.